Limbisch.
Zwei Prozent der Körpermasse macht es aus, verbraucht aber zwanzig Prozent unserer täglich aufgenommenen Energie. Die Rede ist von unserem Menschendurchschnittsgehirn, bei Lesern dieses Textes schaut’s vielleicht etwas günstiger aus. Wie auch immer.
Hirnforscher haben das offen gelegt, kurzum, sie haben ihr Hirn eingesetzt, um dessen soziobiologische Prozesse herauszufinden. Und was ist das Ergebnis? Unser Hirn ist lernfähig, aber nicht belehrbar. Ahnten wir es doch, zumal uns das bei unseren Mitmenschen gelegentlich schon aufgefallen war. Schuld ist das Limbische System.
Über den Lernerfolg entscheiden danach nicht die Intentionen des Be-Lehrenden, sondern gewisse biologische Strukturen in unserem Hirn mit dem oben genannten schönen Namen. Die legen leider vorher(!) schon fest, ob sich hirnenergetische Anstrengungen überhaupt lohnen, und sind bewusstseinsmäßig gar nicht zugänglich. Schlecht also für Lehrer und Schüler gleichermaßen, wenn sich da was sperrt. Und wenn das Limbische nicht mitspielt, bekommt man z. B. Schwierigkeiten mit Mathe, Führerscheinprüfung oder Mittelhochdeutsch.
Wo genau diese Schwierigkeiten abgesteckt sind, werden wir bei uns selbst allerdings erst am Ende unserer Tage einigermaßen erprobt haben. Denn vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Fleiß gesetzt. Üben, üben, üben heißt es also und dabei vielleicht die wunderbare Entdeckung machen, dass Musik, Metallhandwerk oder Geschichte eine großartige Spazierlandschaft sind.
Manches freilich bleibt rätselhaft von Anfang an: Etwa ein aktuelles Plakat im Kölner Stadtgebiet, das ein zerknautschtes Auto unter der Headline „hirnverbrannte Pissfletsche“ zeigt. Absender ist eine geheimnisvolle Aha.de, die wir offenbar anklicken sollen.
Aha, denken wir also folgsam, und werden es nicht tun. Unser limbisches System hat erbarmungslos den Daumen gesenkt.
(Nachbemerkung: die Anregung zu diesem Text kam von einem sehr lesenswerten Beitrag zur Soziobiologie in der FAZ vom 31.1.07, dessen Autor, Eckart Voland, daraus manche Formulierung - ohne gefragt zu sein - beigesteuert hat)
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