Schuss.
Nicht jeder Schuss sitzt, das kann lebensrettende Vorteile haben. Und wenn beim Scheibenschießen mal ein Schuss daneben geht, dann rufen wir höhnisch „Fahrkarte!“. Ein schönes Sprachbild, trotzdem, denn die Kugel hat sich mit unbekanntem Ziel auf Reisen gemacht.
Aber was ist mit dem „Schuss in den Ofen“, von dem gelegentlich und voller Bitterkeit die Rede ist. Ein kräftiges Sprachbild allemal, denn wer schießt sinnvollerweise schon in einen Ofen? Tut er es doch, dann war er völlig nutzlos. Der Ofen wäre ruiniert und sein Feuer zerstoben. Alles klar?
Unsere Sprachbilder führen uns freilich oft in die Irre. So wenig wie der berühmte Amtsschimmel wiehert, so wenig auch schießen wir in einen wärmenden Ofen. Gemeint war ursprünglich etwas anderes. Der Amtsschimmel hat nichts mit Pferd zu tun, sondern kommt aus dem lateinischen „similis“ (ähnlich), also der Vorlage, dem Formular. Das weiße Pferd war derweil noch lange nicht in Sicht und folglich auch nicht seine frohe Lebensäußerung. Die haben wir später sprachlich hingebogen.
Genau so die Sache mit dem Schuss. Denn nicht nur Schützen schießen, sondern auch die Bäcker tun das. Sie schießen nämlich ihr Brot e i n in den längst heißen Backofen. Das tun sie meistens sehr früh am Morgen und danach riecht es in der ganzen Backstube höchst verführerisch.
Nichts davon würde passieren, wenn sie das Brot in den kalten Ofen einschössen. Das wäre erkennbar sinnlos. Im Laufe der Jahre allerdings verschwand der erklärende Hinweis auf des Ofens Kälte. Geblieben ist ein Sprachbild, das wir trotzdem wunderbar verstehen, wenn auch falsch.
Dennoch: Es bleibt ein Treffer.
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