Freitag, 14. Dezember 2007

Der Krieg ist vorbei.



Im Keller eines Nebenhauses installiert T. geduldig eine Erdgasheizung vom Feinsten. Er kann das, muss keine Bauanleitungen mehr zu Rate ziehen - auch bei modernster Technik nicht. Rohr um Rohr, streng parallel geführt und akkurat abgewinkelt zum eindrucksvollen Gesamtbild, vernetzt das System. Befestigt werden diese Rohre mit Montageschellen auf Schraubspindeln, die zuvor verdübelt werden in Wand und Decke.

Eine etwas betagte Schlagbohrmaschine hilft dabei. Der überlange Bohrer stürzt aber geradezu in die Wand. Denn es sind erst mal rund zehn Zentimeter Rigips und Isoliermatten zu durchstechen, erst danach trifft der Bohrer auf Stein oder Beton, erst jetzt lässt sich also ein Dübel setzen, Übung macht den Meister.

Ohne solche Tricks geht in diesem Hause gar nichts, Rigips allerorten, wer da was aufhängen will, bekommt rasch Probleme und verliert sich in Träumen an die gute alte Zeit, als Wände noch normal hochgemauert und verputzt waren.

„Wissen Sie“, sagt T. achselzuckend, „ich wohne in einer Ausbauwohnung unterm Dach. Und wenn ich Anlauf nehmen würde bei mir im Wohnzimmer, wär’ ich sofort bei meinem Nachbarn auf der Coach. Alles Trockenbau, Sie verstehen! Man gewöhnt sich dran.“

Und L., der furiose Fliesenleger, der nun schon ein halbes Leben Kästen aus Styrodur baut, um sie anschließend bravourös zu fliesen (wenn’s der Kunde will auch in rokkoko-antik), L. sagt zu diesen Schnelltechniken des Ausbaus nur: „Der Krieg ist eben vorbei!“

Schön ist es geworden, das alte Haus mit seiner totalen Rigipsbestückung: Eichenparkett, indirekt angestrahlte Sandsteinwand, Kaminofen, dezent eingelassene Deckenspots. Nehmen wir Platz auf der nagelneuen, weißen Ledercoach und strecken die Beine.

Wir müssen dabei ja nicht unbedingt an Wände klopfen, wie weiland Joachim Ringelnatz, als er vermutlich leicht betrunken dichtete

„Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips. Und da war es aus Gips.“ (Im Park)