Freitag, 1. August 2008

Höhenrausch für alle?



„Höhenrausch“ ist der Titel eines sehr lesenswerten Buches von Jürgen Leinemann, der als Spiegel-Redakteur der Oberklasse ein Berufsleben lang aus der ersten Zuschauerreihe die politischen Proms sezierte. Höhenrausch meint die selbstzerstörerische Wirkung einer Droge, der nahezu alle verfallen, die ihre eigene Bedeutung dürstend aus dem Medienecho errechnen und ihr Verhalten diesem täglichen Rating ausliefern.

Genau das ist auch das Problem von Wolfgang Clement, der seine Höhen-Ämter lange schon hinter sich hat und also zu den Mikrofonen drängt, triebhaft und gut platziert, wie viele. Indess: Das politische Personal auf prominenter Bühne, noch heute würde es sich zu kläglichen Resten verlaufen, wenn alle zu gehen hätten, die an der Höhenrausch-Nadel hängen.

So gesehen ist der Rausschmiss von Wolfgang Clement aus seiner (= übrigens auch meiner) Partei ein riskanter Schritt im laufenden Politmarketing, wo mag das enden? Und ganz gerecht ist er auch nicht, weil viel zu viele drogenabhängig sind und gehen müssten. Also Höhenrausch für alle ... .

Die Zukunft hat hier längst begonnen. In unserer Mediokratie ist Schweigen Silber - und Reden jetzt Gold. „Nichts für ungut“, flüsterte der Wolfgang in seinem Innersten vielleicht seinen hessischen Genossen solidarisch zu, als er damals öffentlich ihren Wählern empfahl, sie lieber nicht zu wählen. “Nehmt es nicht persönlich, es geht nicht um Euch!“ mag er beteuert haben. „Ihr müsst das verstehen, es geht um mich. Und Ihr wisst warum.“

Also, Ring frei zur nächsten Runde - ein bisschen Trauer gehört auch dazu.

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